Durchbruch

Es war ein heisser Nachmittag, als ich ins Engadin aufbrach.
Mit einem Ziel im Kopf, das mich seit Wochen begleitete – einem Bild, das noch nicht existierte, aber in mir längst lebendig war.

Der Weg begann in einem kleinen Dorf. Drei Stunden bergauf, 800 Höhenmeter, 20 Kilo auf dem Rücken.
Die Sonne brannte, das Gelände forderte – aber der Gedanke trug mich.

Oberhalb der Waldgrenze wurde es still. Nur noch Wind, Wasser, Wiesen – und dieser Berg.
Ein Dreitausender, kraftvoll und ruhig, wie ein steinerner Wächter über dem Tal.

Ich stellte meine Kamera mitten in den Bach. Suchte nach Linien, Licht, Bewegung.
Und dann wartete ich – auf den einen, kurzen Moment, in dem die Sonne den Gipfel berührt.

Und er kam.
Nur für Sekunden.

Die Sonne küsste den Gipfel.
Klick.

Ein flüchtiger Augenblick – echt, intensiv, unvergesslich.
Das Bild, das ich so lange nur in Gedanken kannte, wurde Wirklichkeit.

Solche Bilder entstehen nicht durch Zufall.
Sie entstehen, wenn man bereit ist, an seine Grenze zu gehen 
und manchmal einen Schritt weiter.